Simon Roberts: Lens Culture Conversations with Photographers from Jim Casper on Vimeo.

Warum ich das Weitwinkel mag.

 

Vor ein paar Wochen postete ich hier ein Video, in dem Stephen Shore anlässlich seiner Ausstellung in Düsseldorf kurz über seine Art zu arbeiten redet. Für mich war das zu dem Zeitpunkt nur inhaltlich interessant, die Ausstellung selbst wollte ich mir nicht angucken, weil in dem Titel „Der rote Bulli. Stephen Shore und die Neue Düsseldorfer Fotografie.“ eben auch die neue Düsseldorfer Fotografie hingewiesen wird. Die Düsseldorfer Fotografie verbinde ich vor allem mit der Schule von Bernd und Hilla Becher und um es mal direkt zu sagen: Bernd und Hilla Becher öden mich an. Ich war also erstmal abgeschreckt.

Wenn es eine Erfahrung gibt, die ich immer wieder machen will, dann ist das die, dass Vorurteile etwas ganz blödes sind. Denn wenn man nicht mehr gewillt ist, diese Erfahrung zu machen, dann verpasst man sehr viel.

Ich hab mitlerweile zwei Interviews gelesen und so einige Bilder gesehen und bin so zu der Überzeugung gelangt, dass ich mir die Ausstellung, obwohl sie in Düsseldorf ist, unbedingt anschauen sollte. Die Interviews waren wirklich mehr als interessant, da Stephen Shore wirklich etwas zu sagen hat und das nicht nur über Fotografie. In die Fotografie von ihm, habe ich mich nach und nach verliebt. Die Bildsprache ist wunderschön, der Aufbau so exakt und spannungsvoll und die Farben so fanstastisch wie sie digital nur schwer zu reproduzieren sind

Wenn ich mir jetzt auch noch Videos über Stephen Shore angucke, dann werde ich ganz traurig, dass meine Fachkamera im Moment nicht zu gebrauchen ist.
(Hier mal ein Aufruf: Wenn jemand ein schön weitwinkliges Fachkameraobjektiv zu verschenken hat für eine Sinar, dann darf er sich gerne bei mir melden.)

Das NRW-Forum war so nett den kompletten Audio-Guide hier zur Verfügung zu stellen und ich kämpfe gerade mit mir, ob ich mir das jetzt schon anhören soll, oder mir das für meinen Besuch der Ausstellung aufspare.

 

Täglich werden wir konfrontiert mit Dingen, die wir nicht instande sind zu begreifen. Vor allem die Zahlenspielereien der Medien haben einen Grad der Abstraktion erreicht, bei dem es auch zunehmend egal zu sein scheint, dass immer öfter mehr oder weniger bewußt die Verhältnisse verschwiegen werden, die diesen Zahlen zugrunde liegen.

Wie viel Öl ist im Golf von Mexiko nochmal ausgelaufen? Wie viele Menschen sind übergewichtig? Wie viele Menschen sterben jedes Jahr an Krebs?
Genannt werden Zahlen, die empirisch belegt werden können, denen jededoch die Greifbarkeit abhanden gekommen ist, weil niemand in der Lage sein kann, sich eine Menge von 800 Millionen Litern reinen Alkohols vor zu stellen, die in Deutschland jedes Jahr getrunken wird.

Chris Jordan ist ein Fotograf, der versucht hat diese Verhältnisse mit visuellen Mitteln dar zu stellen. Erfolgreich war er jedenfalls in der Hinsicht, dass man begreift, dass man nichts begreift, aber dass es sich zumindest lohnt über seine Rolle in einer Gesellschaft nach zu denken, die längst jeden Bezug zu sich selbst verloren hat.

Das Ted-Video ist vielleicht schon etwas älter, ich vermute aber, dass sein Projekt Running the Numbers an Aktualität nicht mehr verlieren wird.
Seine Seite ist wirklich faszinierent und toll gemacht. www.chrisjordan.com

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In den bisherigen Einträgen ging es unter anderem öfter mal um die Frage, wie man mit Fotografie um geht und wie und warum man fotografiert. Ich hoffe sehr, dass ich nicht den Eindruck erweckt habe, ich wolle auch nur irgendjemandem vorschreiben wie, oder gar ob er zu fotografieren hat, denn ich will eigentlich anregen, was auch ein Beweggrund ist diesen Blog zu schreiben, dass Fotografie eine Auseinandersetzung braucht.
Natürlich gibt es flickr und die Fotocommunity und Blogs und was weiß ich noch alles, aber ich habe bisher nirgendwo eine Diskusionskultur erlebt, die interessant und lebhaft über die eigentlichen Inhalte der Fotos geführt wird.
Nirgendwo geht es über die oberflächliche Bewertung eines Bildes hinaus, was wirklich schade ist, denn das ist genau der Punkt, wo meiner Meinung nach Fotografie erst interessant wird.

Fotografie ist, egal was der Fotograf beabsichtigte, immer eine Dokument. Selbst absolute Schnappschüsse enthalten Informationen, die sie uns mitteilen. Sie geben uns die Möglichkeit, auch wenn wir kaum persönlichen Bezug zum festgehaltenen Ereignis haben, in die Lage, uns in den Moment versetzen zu können. Sie vermitteln und setzen Emotionen und Erinnerungen frei.
Wenn ich irgendwo zu besuch bin und es hängen Bilder im Flur und im Wohnzimmer, dann kann ich gar nicht anders als sie mir ansehen zu müssen. Das ist bei mir wie ein Reflex. Genauso schaue ich mir oft auch den Rest des Raums an, denn das alles erzählt mir etwas über die Personen, die darin leben und die Fotos sind kleine Erzählungen über das, was sie erlebt haben.
Ich glaube das geht jedem so. Ich hoffe das ist eine ganz natürliche Neugier.
In der Werbefotografie wird genau das auf einem künstlichen Weg versucht, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Es werden Neugier entfacht, Bedürfnisse geweckt, Emotionen geschürt, Geschichten erzählt.

Jedes Bild ist Information und die formale und ästhetische Qualität eines Bildes unterstützt nur, mehr nicht. Eine Fotografie kann technisch noch so perfekt sein, die Bildgestaltung so gut wie es nur geht und andere gestalterische Möglichkeiten noch so ausgefuchst, im Grunde kann es bei dem allen nur darum gehen, dass das, was man mit dem Bild vermitteln wollte verdeutlicht wird.
Diesen Aspekt vermisse ich bei fast allen Diskusionen, denn es dreht sich alles nur um das formal Oberflächliche und oft habe ich den Eindruck, dass viele fotografieren, weil sie Fotografie machen wollen, die ihrem Sinn von Ästhetik entspricht und wissen nicht, dass sie das Pferd von hinten aufzäumen.

Ich habe angefangen diesen Blog zu schreiben, kurz nachdem ich ein BarCamp über Fotografie besucht habe. Was ein BarCamp ist, wußte ich vorher auch nicht und so ganz sicher bin ich mir immer noch nicht. Es ist wohl sowas wie ein Kongress, nur viel freier und nicht so steif. Ein BarCamp ist scheinbar ein Kind der Socialmedia, denn vernetzt und organisiert wird vorher und nachher über Internet, was wohl auch dazu führte, dass ich wohl einer von nur ganz wenigen war, der von den Anwesenden auch sein Geld mit Fotografie verdient, denn wenn Berufsfotografen etwas nicht mögen, dann ist das Neues und Konkurenz.
Es gab kleine Workshops, Vorträge und ganz nette Diskusionen, aber das was den größten Eindruck hinterlassen hat war ein Gespräch in kleiner Runde, in dem eine der Anwesenden erzählte, dass sie erst seit sehr kurzer Zeit selbst fotografiert. Sie ist seit ein paar Monaten Mutter und sie will ihrer Tochter ein Buch gestalten, mit Fotografien von Tieren, die ihnen unterwegs begegnen.

Das ist so ziemlich der beste Grund mit dem Fotografieren an zu fangen, den ich seit Jahren gehört habe. Das ist so gut, dass ich schon selbst angefangen hab.

 

Als ich vor ein paar Jahren los zog mit 30 Kilo Ausrüstung auf einer Sackkarre, die ich dann durch Köln zerrte um das erste mal mit der Fachkamera zu arbeiten, da war mein Ziel Architekturfotografie zu machen. Und auch wenn ich wußte, dass ich unmöglich Bilder machen kann, wie Julius Shulmann sie gemacht hat, weil man dafür auch die richtigen Motive braucht, so war er zu der Zeit vielleicht mein größter Inspirator.

Wenn jemand an die Häuser im Stil der amerikanischen Moderne denkt, dann denkt er wahrscheinlich ohne es zu wissen an Shulmanns Bilder, denn seine ikonografischen Darstellungen passten perfekt in diese Zeit als Architektur und Design zu einem verschmolzen, wie nie vorher und wahrscheinlich auch nicht danach. Während manche stilistisch revolutionäre Bauten heute zu bizarren Ruinen verfallen, ist sein Gesamtwerk immernoch stilbildent und in seiner Technik, Präzision, Linienführung und Bildgestaltung absolut beeindruckend.

Julius Shulmann starb im Sommer letzten Jahres in Los Angeles, wo wahrscheinlich auch die meisten Motive von ihm zu finden sind.
Innenarchikturblogs würden ohne ihn wahrscheinlich anders aussehen.

Vom 17.10.2010 bis zum 27.02.2011 zeigt ZEPHYR in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim die europaweit größte Ausstellung zu seinem Lebenswerk. Zu sehen sind dort auch recht unbekannte Aufnahmen, die er noch in den letzten Jahren seines Lebens gemacht hat.

ZEPHYR – Raum für Fotografie

Hoffe sehr, dass ich mir das angucken kann…

(Source: photoscala.de)

 

Wenn ich mich richtig erinnere, dann war ich das erste mal 2002 auf der Photokina und hab sie seit dem kein mal verpasst. Dieses Jahr war also das fünfte mal und wie das so ist wenn man etwas öfter erlebt, läuft man beim fünften mal nicht mehr mit offenem Mund durch die Hallen. Damit ein Besuch bei der Photokina trotzdem seine Sinnhaftigkeit behält, muss man sich irgendwann überlegen, was man überhaupt will. Meine Agenda umfasste folgende Punkte:

1. Nach Fotobuchherstellern umgucken, zwecks Qualitätskontrolle und unmittelbarem Preisvergleich.

2. An Fachkameras herumspielen, denn wenn es irgendwas gibt, was mich in der Technikwelt der Fotografie wirklich begeistert, dann sind es Fachkameras.

3. Visual Gallery, denn ich mochte immer das sehr breit aufgestellte Spektrum der Ausstellungen dort. Und überhaupt: Ausstellungen mag ich sowieso.

4. Socialisen, sofern das überhaupt ein Wort und auf der Photokina möglich ist.

Socialisen war schwierig. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auf der Photokina potenzielle Socialisingkandidaten herumlaufen würden, aber nach kurzer Zeit läuft man so überfordert und orientierungslos durch die Hallen, dass einem die Fähigkeit jemand Fremdes in ein Gespräch zu verwickeln irgendwie verloren geht. Um sich irgendwie vor einer Reizüberflutung zu schützen ist meine sensible Seele ausserdem auf mitgebrachte Musik angewiesen, um zumindest den Lärm auszublenden.

Socialisingergebnisse:

Am PhaseOne-Stand wollte ich mich aufdrängen, mit dem Vorwand eine neue Softwareversion haben zu wollen. Gabs aber nicht, weil das Presswerk hintendran war, was sehr peinlich gewesen sein muss. (An Peinlichkeit aber locker übertroffen von Tamron im Jahr 2008, bei denen das Objektiv, das ich mal an meiner Canon testen wollte, nur für Nikon da war, weil sie das Vorführmodell mit Canonanschluss irgendwie “vergessen” hatten einzupacken.)
Bekam dann eine ältere Version von CaptureOne, die mal der Profifoto beilag (was man am Aufdruck sehen konnte) und hielt noch ein wenig eleganten Smalltalk über die Downloadversion, Freischaltcodes und RAW-Formate fremder Herrsteller. (Laut PhaseOne ist ihre Software immernoch die beste. Kann dem nichts entgegenstellen, weil ich ehrlich gesagt keine Ahnung hab. Bin sehr zufrieden mit Lightroom.)

Bei Linhoff spielte ich an einer kompakten Großformatkamera herum und wurde prompt von einem Verkäufer beflirtet. Er befeuerte meinen Wunsch eine funktionierende Fachkamera zu besitzen und war dann genau so enttäuscht wie ich, dass daraus in nächster Zeit wohl nichts wird.
(Herumgespielt habe ich ausserdem bei ArcaSwiss, allerdings ohne Socialising. Der nette ältere Herr mit schweizer Akzent, von vor zwei Jahren war gerade im Gespräch. Bei Sinar wollte ich nicht herumspielen, denn dass kann ich auch zuhause (auch wenn das Objektiv kaputt ist) und ausserdem war ich erschrocken, dass die digitalen Rückteile genau so aussehen wie die von vor 10 Jahren. Aber immerhin habe ich einem zugenickt, den ich noch von einem Verkaufstermin von vor vier Jahren her kannte.)

Bei den Hochschulaufstellern vor der Visual Gallery kam man darüber ins Gespräch, dass man ganz schön lange auf seinen Cappuchino warten muss. Immerhin von Illy, sehr teuer, aber trotzdem nicht gut.

Ausserdem habe ich noch zwei wirklich schlaue Fragen gestellt bei Michael von Graffenrieds toller Führung durch seine eigene Retrospektive. Ein wirklich einwandfreier Schweizer, der mit seiner alten analogen Panoramakleinbildkamera aus der Hüfte so großartige Reportagen schießt, dass der Mund dann doch wieder ein bißchen aufsteht. Seine leider nicht so gute Webseite findet sich hier. Jeder, der Reportagefotografie mag (und ausserdem das Weitwinkel), sollte Michael von Graffenried gebührende Beachtung schenken.

Hans Peter Jost war auch da (auch Schweizer) und hat sein Reportagebuch vorgestellt, über den lokalen Einfluss des internationalen Baumwollhandels auf den verschiedensten Punkten der Erde und wäre wahrscheinlich auch ganz toll gewesen, wenn ihm in einer Interviewsituation mit Diavorführung nicht so dumme Fragen gestellt worden wären. Auch keine gute Seite, allerdings mit vielen Fotos, die allerdings oft in schlechter Abbildungsqualität. Übrigens fotografiert er seine Reportagen mit einer Hasselblad, also einer für Reportagen eigentlich unhandlichen Kamera mit quadratischem Format, was schon auch eher ungewöhnlich ist.

Sonst war die Visual Gallery dieses Jahr eine Enttäuschung, abgesehen von der Präsentation des Hasselbladwettbewerbs und den Schweizern. (Was viele nicht davon abhielt die ausgestellten Fotos reihenweise abzufotografieren.)
Und dass Jim Rakete die Filmschaffenden Deutschlands in großer Masse vor die Kamera stürmen und sich in ekelerregend pathetischen Posen inszenieren lassen, sollte noch lange kein Grund sein, seinen Portraitparodien einen prominenten Platz in der Mitte der Halle zu geben. Noch dazu muss die rein technische Qualität der Abzüge der blanke Hohn für jeden sein, der auch nur den geringsten technischen Anspruch an die eigene Fotografie hat. Ich zitiere eine SMS eines Freundes “Rakete Fotos= alles was am deutschen film verkehrt ist.” und frage mich, ob das mit der Groß- und Kleinschreibung auf seinem iPhone nicht automatisch geht.

Ich wollte mich nach Fotobüchern umschauen und weil ich gerade so schön in Rage bin, möchte ich ein wenig über den Stand von CeWe herziehen, die mich nicht nur monatlich mit einem peinlich offensichtlich gekauften Werbeartikel in der Profifoto ärgern, sondern auch der Meinung sind, ähnlich viel Platz brauchen zu müssen, wie zum Beispiel Fuji oder Panasonic, um da dann Fotobücher als Referenzen zu präsentieren, die mich wegen der Qualität verzweifeln ließen.
Alles gnadenlos überschärft und nichts in schwarzweiß und irgendwie war man scheinbar auch noch stolz auf den Einfall, dass alle Layouts von irgendwelchen Leuten an der Computerkonsole im DM zusammengehauen waren.

Ganz gut gefallen hat mir übrigens Blurb.com, die zwar nicht sehr interessiert daran waren zu informieren, dafür aber eine sehr schöne Auslage an Fotobüchern hatten, die tatsächlich aussahen wie richtige Fotobände.

Hm. Die große Leere. Mein Fazit:

Es klingt merkwürdig, aber Informationen gab es so gut wie nirgendwo. Überall standen Hostessen herum, lächelten, balancierten Glaskugeln auf dem Kopf und passten auf, dass niemand die ausgelegten Exponate klaut. Fragen bekam man selten so beantwortet, dass es Sinn machte, aber vielleicht lag das auch an mir. Natürlich füllten sich Hände und Rucksack wie von selbst mit Broschüren und Datenblättern, aber wer will denn sowas lesen und warum schaut man nicht einfach ins Internet?
Mit platten Füßen und weicher Birne fährt man mit der Bahn nach Hause und stellt fest, dass schon wieder zwei Jahre um sind und dass einen 3d-Fotografie (die Zukunft) nicht interessiert.

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