Ich habe mich ja lange genug dagegen gewehrt mit der Zukunft zu gehen und ein Mobiltelefon mit mir zu führen, auf dem ich mehr kann als Textmessages schreiben, oder telefonieren (eigentlich konnte mein altes auch ganz viel, aber ich habe es nicht genutzt), aber seit ein paar Wochen habe ich ein Smartphone, das mir jetzt das Leben erleichtert.
Die Irrelevanz dieses Blogposts ist mir bewußt.
Der thematische Bezug entsteht aber, dass ich es schon toll finde, jetzt immer eine mehr oder weniger taugliche Schnappschusskamera dabei zu haben.
Ok, das ist jetzt auch keine Erkenntnis, die Leute, die in den letzten paar Jahren im Internet waren groß überrascht hätte, aber der Moment war toll, als ich mit meinem Sohnemann vergangenen Samstag im Wald eine Eisfläche entdeckte, in der Blätter eingeeist waren und ich mich zuerst ärgerte bis zum Tauwetter keine Zeit zu haben, mit einer Kamera wieder zu kommen, dann aber an die Möglichkeit dachte, einfach das Samsung zu nehmen.
Immerhin.

Aber man sollte es natürlich nicht übertreiben, auch wenn man es immer dabei hat.
Gibt ja auch so schon zu viele fotografierte Strassenszenen, die einen mit Geschichten vollquatschen, die man schon gar nicht mehr hören will…
Und beständig, ziellos und unreflektiert das Internet vollladen wollte ich mit meinen Fotos auch nie.

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Dank Boris Illuminate ist mir meine eigene Unzulänglichkeit wieder klar geworden und eine Geschichte eingefallen, die eigentlich schon ne ganze Ecke her ist, aber trotzdem nett genug um hier erzählt zu werden. (Ausserdem muss ich ja mal wieder was schreiben.)

Es tut mir ja ein bißchen weh, so lange keine Konzertfotos gemacht zu haben, aber im Moment bietet sich keine Gelegenheit dazu. Dazu kommt, dass ich irgendwann den Entschluss gefasst habe, nicht mehr bei Konzerten zu fotografieren, für das ich Geld gezahlt habe und ich die Band sehen will, denn vom Konzert bekommt man als Fotograf nur wenig mit.
Es ist noch länger her, dass ich Konzerte analog fotografiert habe und vielleicht liegt es daran, dass sich mit einem gewissen zeitlichen Abstand alles verklärt, aber ich glaube, dass ich analog besser Konzerte fotografiert habe als später digital. Man fotografiert eben wesentlich fokussierter und konzentrierter, wenn man keine Serienbildaufnahmen machen kann und auch nicht mehr als 72 Bilder zur Verfügung hat. Ausserdem war meine kleine Minolta wesentlich geeigneter bei schlechten Lichtverhältnissen manuell scharf zu stellen.
Fotografiert habe ich auch nur kleine Konzerte (das größte war Underworld im Kölner Palladium und gleichzeitig die schlechteste Konzertfotografieerfahrung ALLER ZEITEN), bei denen sich die Beteiligten fast darüber gefreut haben, dass jemand mit Kamera aufkreuzt. (Das ist heute natürlich auch anders.)

Vor fast 7 Jahren (musste ich googeln) habe ich José Gonzalez im Stereo Wonderland in Köln fotografiert. Und das Stereo Wonderland ist wirklich klein und die Bühne auch. Und wenn jemand im Stereo Wonderland auf der Bühne auf einem Stuhl sitzt, dann muss man sich entweder in die erste Reihe stellen, auf die Theke setzen, oder sehr groß sein, um zumindest die Stirn des Auftretenden zu sehen.
Weder körperlich noch vom Bekanntheitsgrad war José Gonzalez zu der Zeit besonders groß und trotzdem war das Stereo Wonderland, vor allem durch seine ebenso geringe Größe, ziemlich voll.

Ich stand zuerst in der zweiten Reihe und war so unzufrieden, dass ich den Toilettengang eines Konzertbesuchers in der ersten Reihe dazu nutzte, mich frech auf die kniehohe Bühne zu setzen. Ich war jetzt sehr zufrieden, weil ich sehr nah dran war. Ich fotografierte nach Herzenslust und war an diesem Tag sogar bereit, meine eigene Philosophie ein wenig ruhen zu lassen, Leuten, die ich nicht gefragt habe, so auf den Pelz zu rücken, wie José Gonzalez an dem Abend. Jemandem das Objektiv so ins Gesicht drücken, der so schüchtern war wie er das würde ich im Nachhinein so auch nicht mehr machen.

Das Video um ein bißchen zu verdeutlichen, wie José Gonzalez seine Konzerte gibt.

Fotografisch gesehen war ich allerdings voll im Moment, klatschte aber artig nach den Songs und rückte in der Enge des Raumes zur Seite, weil es nicht anders ging, als José Gonzalez die Bühne verlassen wollte nach Beendigung des normalen Sets. Bis er wieder die Bühne betrat und den ersten Song der Zugabe anfing, blieb ich in einer unbequemen Sitzposition und wollte etwa 30 Sekunden danach wieder zurück rücken.
Ich hatte nicht bemerkt, dass ich mit dem Umnähsaum der Gesäßtasche meiner Jeans am von der Bühne führenden Mikrophonkabel hängen blieb und da ich in dem Moment mit dem Rücken zum Geschehen saß, sah ich nicht, dass ich dem auf der Gitarre spielenden, sitzenden José Gonzalez langsam das Mikrophon weg zog, der daraufhin, zum Glück ein wenig lachend, aufhörte zu spielen. Die Scham und die Blamage lagen ganz auf meiner Seite, aber immerhin erheiternd.

Nach dem Konzert konnte ich mich bei José Gonzalez entschuldigen. Er fragte mich, ob ich denke, dass die Fotos was geworden sind und dass es dann nicht so schlimm sei. Ein sehr netter Mensch.

Am nächsten Tag stand ich dann vollkommen übermüdet im Labor der Fachhochschule Köln, spulte die zwei Filme auf (einen 400er und einen 1600er), mischte Chemie an, entwickelte beide Filme und stellte irgendwann fest, dass ich den 1600er mit der Zeit des 400ers und den 400er mit der Zeit des 1600ers entwickelt hatte.

Und plötzlich war ich wach.

Es gibt zwei Bilder, die irgendwie noch zu retten waren. Um den Rest trauere ich bis heute.

Drei Reportagefotos 2011: unzusammenhängend, aus dem Kontext gerissen, subjektiv, mussmandabeigewesensein.


C´n´B-Conference


Hochzeit Juan & Sara


Filmset „Der Zuschauer“ von Christian Fischer

Geschrieben habe ich den Anfang dieses Textes in der Kommentarmaske von Jeriko. Dann dachte ich, dass er es wert ist hier geblogt zu werden. Ausserdem wollte ich dieses Jahr noch etwas schreiben.
Guten Rutsch und so.

Ich vermisse die Großformatfotografie aufrichtig.
Mein großer Traum ist es, nicht mehr ans Geld denken zu müssen und großformatig überall auf der Welt herum zu fotografieren.
In der Realität will ich mir aber im Moment nicht mal ein Objektiv für meine Sinar f leisten und denke darüber nach mein Sinar Zoom 2 Rückteil zu verkaufen, mit dem man 6×12 auf Mittelformat fotografieren kann. Einfach, weil ich mir auch nicht mehr ganz sicher bin, ob sich das wirklich lohnt und ich dann wirklich noch mal Bock habe das ganze Zeug wirklich durch die Gegend zu schleppen.

Dann wiederrum denke ich daran zurück, wie das war, wenn man das Stativ aufbaut, an der Stelle die man sich ausgeguckt hat, die Kamera zusammensetzt, über die 4×5 inch Mattscheibe scharfstellt und das Bild gestaltet.
Dann macht man die Belichtungsmessung, schließt die Arbeitsblende, legt die Planfilmkassette ein und holt den Schieber raus.
Und dann kommt nach 5-10 Minuten aufbauen (oder länger) dieser magische Zeitpunkt, bei dem man neben seiner Kamera steht, sich das Motiv anguckt und vielleicht noch wartet bis der richtige Moment da ist, mit dem Drahtauslöser in der Hand. Wenn man auch nichts mehr verändern kann, ausser man geht 3 Arbeitsschritte zurück und stellt nochmal alles neu ein.

Ich bin tatsächlich mal einem fähigen Lehrer begegnet, der schwärmte von dem Auslösegeräusch eines Großformatobjektivs bei einer 1/8 Sekunde. (Zitat: „Tschtschak!“)
Das sei für ihn perfekt, das würde ihm das einzig richtige Gefühl geben ein Foto zu machen.

Ich weiß nicht, ob das jemand nachvollziehen kann, der so noch nicht fotografiert hat, denn es ist eine Art zu arbeiten, die fast gegensätzlich ist zu Kleinbild und Mittelformat.

Ich habe da eine Idee.

Diese Idee fußt auf einem Konzept.

Ich habe früher oft sehr konzeptorientiert gearbeitet, aber eher was Werbung anging, oder Verbildlichung. Um Verbildlichung geht es diesmal auch, aber um die Verbildlichung von etwas nicht greifbarem. Es ist mehr ein Gefühl als eine Idee und ich weiß nicht, was für ein Gefühl das ist. Vielleicht ist es auch ein Traum, oder stellt das Bewußtsein dar, oder das Leben. Ich weiß es nicht. Fotografieren will ich es trotzdem.

Am Anfang der Idee stand, dass ich dachte, dass es doch toll wäre Gewächshäuser zu fotografieren. Gewächshäuser gibt es überall, in allen Größen und Formen, bepflanzt, unbepflanzt, chaotisch und geordnet. Gewächshäuser sind Architektur, dazu gebaut, dass viel Licht in sie scheint.
Wäre meine Fachkamera funktionstüchtig, dann wäre ich vielleicht schon losgezogen, hätte mich durchgefragt und vielleicht schon Gewächshäuser fotografiert, vielleicht aber auch nicht. Wie das eben so ist.
Irgendwann war mir diese Idee aber nicht genug und mir schien es interessant, etwas zu inszenieren. Diese Idee gärt jetzt schon seit ein paar Monaten in mir, aber ich weiß noch nicht genau, was ich inszenieren will, oder mit wem und wie und ich habe das Gefühl, das werde ich nie wissen, wenn ich es nicht einfach tue. Ich nehme mir also einen Menschen, stelle ihn in ein Gewächshaus und fotografiere diesen.

Vielleicht funktioniert es auf Anhieb, vielleicht weiß ich danach, was ich anstellen muss, um dem näher zu kommen, was ich eigentlich will, ohne jetzt zu wissen was ich will, aber vielleicht geht es auch total in die Hose und heraus kommt gar nichts. Und vielleicht werde ich es auch nie umsetzen.

Kann man nicht wissen, ist ja auch nur eine Idee.

Inspiriert wurde dieser Artikel durch dieses Herumtanzvideo hier unten, dass mich merken liess, dass heute morgen die Sonne ganz wunderbar scheint. Das Foto oben ist leider nicht von mir, sondern von Christiane Save the Pony, die mir die Nutzung des Fotos liebenswerter Weise gestattete. Ich habe es nur ein bißchen bearbeitet. Während des Schreibens hörte ich CFCF.
Vielleicht sollte ich mir jemanden suchen, der für mich im Gewächshaus zu CFCF tanzt? Hat jemand Lust?

Girl Walk // All Day (extended teaser) from Girl Walk // All Day on Vimeo.

Ausnahmsweise gibt es heute auch mal von mir belanglose inhaltsfreie Blümchenfotografie, garniert mit ein klein wenig Unwohlsein.