Bei Youtube findet man ja gleich mehrere Fotografen, die seit ein paar Jahren jeden Tag einen Mugshot von sich selbst aufnehmen und diese Bilder dann so gesehen als Zeitraffer in einem Video abspielen, unterlegt mit Enya-mäßigem Kitschscore. Es hat durchaus seine Wirkung und ist auch aus einer gewissen Perspektive heraus betrachtet Kunst. Es ist eine direkte Form der Selbstdarstellung mit dem zusätzlichen Faktor Zeit, nur bleibt es unmittelbar an der Oberfläche hängen. Alles, was sich über die Person erfahren lässt, ist nur abzulesen am Ausdruck, dem Zustand der Person und der Wohnung im Hintergrund, wenn sie zu sehen ist.

Jeff Harris fotografiert seit 13 Jahren Selbstportraits (oder lässt sie fotografieren). Der Titel des Artikels in der Time-Lightbox ist dementsprechend Jeff Harris: 4,748 Self-Portraits and Counting.
Das wirklich beeindruckende ist aber, dass sich Jeff Harris in seinen Portraits inszeniert. Jeder Tag ist dokumentiert mit einem eigenständigen Bild, das etwas erzählt. Viele davon sind wirklich ansprechend und witzig und neben der fotografischen Qualität, geben sie so viel preis über die Person.
Im Video spricht er über sein Projekt, wohin es ihn geführt hat und was er dadurch für ein Leben führte. Seine Fotos sind eine Huldigung an das Leben und die Zeit und eine Aufforderung diese zu nutzen.
Es geht über vieles weit hinaus, was ich in der Hinsicht bisher gesehen habe. Großartig.