Oder auch: I was hiking about 22 kilometers and all i shot was a pony and some crappy trees.

Wie euphorisch angekündigt, habe ich meinen Plan umgesetzt mir einen freien Tag zu nehmen und in der Eifel wandern und fotografieren zu gehen.
Ich hatte mir eine Route ausgesucht, hab meine Ausrüstung bereitgelegt, den Rucksack gepackt und mich früh schlafen gelegt. Bevor ich aufs Schuhe schnüren und Brote schmieren eingehe, nehme ich mal vorweg, dass die ganze Sache mehr oder weniger in die Hose ging und ich vor lauter Ambitionen und Erwartungen den eigentlichen Sinn von “Wandern und Fotografieren” aus den Augen verloren hab.

Der eigentliche Sinn von “Wandern und Fotografieren”:
Ich wandere los. Einfach so. Und während ich wandere, lasse ich mir Zeit.
Wenn ich normalerweise auf meinen zwei Beinen stehe und diese bewege, dann versuche ich ja ganz klassisch von A nach B zu kommen.
(Es ist schwer solche Sachen in Worte zu fassen und dabei ohne Phrasen aus zu kommen, deswegen bitte ich um Nachsicht.)
Ich bin dann oft ein schneller Geher. Ich überhole andere Menschen, bin ungeduldig, wenn die Ampel rot zeigt (und gehe sogar manchmal bei rot!) und wenn ich mich in der Kölner Schildergasse zusammen mit einer größeren Anzahl von Menschen bewegen muss, dann verkrampfe ich.
Wenn ich wandere, dann sollte das anders sein.

Kurzer Einschnitt (eher Ausritt): Ich möchte die ganze Zeit die “der Weg ist das Ziel”-Phrase bringen, aber das Problem mit diesen Phrasen ist die fehlende persönliche Verbindung, weil man sie öfter gehört und gelesen hat, als einem lieb ist. Es gibt Menschen deren Kommunikation basiert nur auf Phrasen und obwohl ich mich für einen ganz okayen Menschenkenner halte, finde ich hinter diesen Phrasen nie eine greifbare Persönlichkeit. Es ist nicht so, dass ich sagen will, dass diese Leute keine Persönlichkeit hätten, aber sie ist wahrscheinlich irgendwo versteckt. Vielleicht aus Unsicherheit.

Unsicherheit ist ein gutes Stichwort, denn ich glaube Unsicherheit spielt auch immer eine Rolle, wenn man sich Pläne zurecht legt und vornimmt. Ich hatte mich sehr auf meinen Wandertag gefreut, denn ich bin seit Anfang Juli nicht mehr gewandert und hatte mir so richtig was vor genommen. So in “Jetzt aber!”-Manier. Das galt sowohl für das sportliche, als auch für das fotografische, denn da hatte ich mir schon wirklich etwas zurecht überlegt, wie und in welcher Art und so weiter. Denn ich wollte ja auch nicht umsonst im Auto sitzen, den Tag auf den Kopf hauen und mir die Füße platt laufen. Es sollte schon toll werden. Rundum.

Ich werde auf jeden Fall wieder wandern gehen, keine Frage. (So bald allerdings nicht.) Aber ich habe mir ein paar Regeln überlegt, an die ich mich halten will das nächste mal und da ich ein eher unaufgeräumter Mensch bin und das Internet nie vergisst, schreibe ich sie mal hier hin. Vielleicht helfen sie ja auch jemand anderem.

  1. Wer wandert steht in keinem Wettbewerb. Ich habe mir eine Tour ausgesucht, die 17 Kilometer lang ist, weil ich so eine Distanz auch im Sommer schon gewandert bin und ich, wie gesagt, sehr ambitioniert geplant hab. Schlussendlich bin ich dann, (nicht weil ich so motiviert war) 22 Kilometer gelaufen. Dazu später mehr.
  2. Ich hab nicht gut geschlafen und als ich aufwachte um halb sieben Uhr morgens, da hatte ich (ungelogen) meinen Kopf in einem zu kleinen Blecheimer stecken. Aspirin weitete den Blecheimer zwar, aber mein Kreislauf war im Eimer. Vielleicht im selben. Hätte vielleicht im Bett, oder auch nur zu hause bleiben sollen. Zumindest nicht los zu einem zu groß angelegten Gewaltmarsch.
  3. Direkt mal los marschieren wie die Feuerwehr ist ein Fehler, der auch mit Punkt 1 zusammenhängt und Punkt 2 noch verschlimmert, ganz entgegen meiner Annahme.
  4. Besondere Erwartungen hegen ist ein Fehler, denn der Sinn ist ja auch etwas zu erfahren und da stehen einem Erwartungen fast immer im Weg. In der Hinsicht, ist die Erwartung die kleine Schwester vom Vorurteil.
  5. Auf alles vorbereitet sein ist eigentlich nicht das Schlechteste, allerdings ist zu Fuß in Wald, Feld und Wiesen eine gewisse Leichtigkeit gefragt und obwohl ich in meiner Privatfotografie seit einem halben Jahr fast nur noch mit meiner Weitwinkelfestbrennweite fotografiert hab, habe ich noch zwei weitere Objektive mit eingepackt und damit es diese auch schön geschützt haben, noch eine Tasche in den Rucksack gesteckt.
    Ich habe natürlich wieder nur mein Weitwinkel genutzt.
    Kommen wir an dieser Stelle kurz zu den Kolateralschäden: Ich hatte in kürzester Zeit einen verspannten Nacken und der ist mir als Andenken geblieben. Ausserdem schmerzt mein rechter Knöchel bei fast jedem Schritt, wahrscheinlich wegen Überbelastung und vom Humpeln zwickt jetzt auch das Knie.
  6. Das mit dem Essen hab ich gut gemacht. Ich hatte zwar noch ein bißchen über, aber das was ich aß war nahrhaft und hat mich dann noch bei Kräften gehalten, obwohl sonst alles ja eher an diesen zehrte. Angezogen war ich ausserdem auch genau richtig und die Wetterkarten habe ich auch studiert.
    Das hab ich gut gemacht, da bin ich stolz auf mich.
  7. Ich hatte zwar eine gute Wegbeschreibung für eine Route, die zum größten Teil abseits markierter Wanderrouten war und hab mich auch prima dran gehalten. Als ich dann aber für den letzten Teil einer markierten Wanderroute folgen sollte, dann hätte ich das auch in die richtige Richtung machen sollen. Zum Glück hat mir ein aufmerksamer Wegweiser aufgezeigt, dass sich der Abstand zwischen mir und meinem Ziel vergrößert und nicht verringert.
    Das ist sehr frustrierent, wenn man sowieso schon seit einigen Kilometern alles um einen herum verflucht hat und auch mit dem Zählen der toten Punkte nicht mehr nachkommt. So erklärte sich dann, wie aus 17 etwa 22 Kilometer wurden.
  8. Watch your steps: Bin dann irgendwann aus dem Wald gestolpert, hab mein Auto gesehen und bin tatsächlich noch so spektakulär auf einer nassen Holztreppe ausgerutscht und auf den Hintern gefallen, dass dem zufällig anwesenden Mountainbiker Angst und Bange wurde.
    Wie durch ein Wunder blieb mein Steiß unberührt.
  9. Tja, das Fotografieren. Wenn man sich schon abhetzt beim Wandern, dann ist fürs Fotografieren ja auch keine Muße da. Das ist schon schade.
    Es gab Zeiten, wenn ich da mit meiner Kamera unterwegs war, habe ich mich komplett einlassen können und habe an nichts weiter gedacht als ans Fotografieren.
    Eine Art fotografisches Zen. :-) (Vorsicht jetzt beim weiterlesen. Gefährliches Terrain.)
    Man ist nur noch Auge und Kamera und alles was nicht Bild ist und Bild wird, wird unwichtig. Man löst sich auf und der Zustand in dem man ist, der bleibt in den Bildern. Zumindest für mich. So war das damals in Lissabon, wo ich tagelang durch die Stadt trieb und das Licht durch die Kamera fühlte und wenn ich mir die Bilder jetzt, fünf Jahre später anschaue, dann ist die Erinnerung an diese Tage und dieses Gefühl so unmittelbar und deutlich wieder da, dass ich melancholisch werde, weil ich weiß, dass es sich nie wieder so wird wiederholen lassen.
    Im vergangenen Sommer ist mir ähnliches passiert. Ich bin auf Formentera an der Küste entlang gewandert und bin so vielem begegnet. (Nur keinem Menschen.) Da sind auch tolle Fotos entstanden, an denen ich aber noch herum grüble. Ich stelle sie aber bestimmt bald hier im Blog vor.

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Dieses zur Ruhe kommen war der eigentliche Zweck der ganzen Übung. Dieses zu Ruhe kommen fällt mir allgemein zunehmend schwerer.

Was so ein selbstreflektionistisches Geschreibsel in einem Blog über Fotografie zu suchen hat?

Ich weiß es.

Und es hilft mir.

Fotografie funktioniert nicht nur über Fotos machen und anschauen. Man muss sich mit den Dingen beschäftigen die man tut.

 

One Response to A Horse. A Horse. A Kingdom For A Horse

  1. Martina sagt:

    Erwartungen sind eigentlich das Uebel aller Dinge die nicht so klappen wie man’s gerne haette. Ich bin nur Hobbyfotograf, nein nicht mal das, mir macht fotografieren einfach Spass. Aber meine Erfahrung ist, dass Wandern und Fotografieren irgendwie nicht harmonieren. Man sieht alles entweder aus der einen oder der anderen Perspektive und tut Beiden unrecht. Ich gehe jetzt in die Natur mit dem Vorsatz entweder die Landschaft geniessen und wandern- ohne Kamera, oder fotografieren und dann ist die Kamera dabei und man wandert eben nur rum, um dem Fotografieren nachzukommen.
    Liebe Gruesse
    Martina

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